Einleitung und Erklärungen zu den Pressemitteilungen

2012-09-18 Segeberger Zeitung Seite 1 & 26

Wie im Mittelalter:
Die Schwerkampfmeister aus Henstedt-Ulzburg

„Wenn bei der Massenschlacht der Boden bebt - es ist der Hammer", schwärmt Ralf Altepost, einer der Trainer an der Schule für mittelalterlichen Schwertschaukampf in Henstedt-Ulzburg. In ganz Norddeutschland sind die Schwertkampfmeister inzwischen unterwegs, um die Kunst der gepflegten Keilerei zu lehren. Wer einen Kampfausweis erworben hat, darf anschließend in mittelalterlicher Tracht auf Schaukämpfen die Schwerter scheppern lassen. Foto Roolfs / Seite 26

Fürs Publikum sind es spektakuläre Kampfszenen, doch die Artisten verletzten sich nicht. Sie beherrschen die Schwerter und haben einen Kampfausweis. Fotos ro

„Das scheppert und sieht gut aus"

Trainer aus Henstedt-Ulzburger Schule lehren Grundlagen des mittelalterlichen Schwertkampfes

Henstedt-Ulzburg. „Ich hab' meinen Schuh im Duell verloren." Denise Brandt ärgert sich. „Bau' das aus, mach' eine Nummer draus", fordert Heiko Schulze sie auf: Vielleicht lässt sich aus dem kleinen Vorfall ein Detail entwickeln für eine solche Aufführung wie die, von der Brandt und rund 40 weitere Darsteller gerade zurückkehren: ein Massen-Schwertschaukampf. Eine Schule in Henstedt-Ulzburg lehrt das Spektakel.

Von Jann Roolfs
Die Geschichte, die die Männer und Frauen in mittelalterlichen Kostümen vorführen, ist schlicht gestrickt. Zwei Gruppen kämpfen um eine entführte Frau. Die Guten verlieren zunächst, siegen nach diversen Duellen und einer Massenkeilerei aber doch. Das Spektakuläre daran: Die Kämpfer schlagen mit echten Schwertern, Dolchen und einer Axt aufeinander ein. Aber weil jeder von ihnen einen sogenannten Kampfausweis besitzt, wissen alle auch ohne genaue Choreografie, wie sie sich verhalten müssen, damit im Getümmel niemand verletzt wird.

„Wenn bei der Massenschlacht der Boden bebt - es ist der Hammer", schwärmt Kampftrainer Ralf Altepost. „Das mobilisiert Kräfte, von denen man vorher keine Ahnung hatte", sagt Krieger Chris Tomasina, und Mitstreiterin Denise Brandt findet schlicht: „Adrenalin pur, das ist die tollste Droge, die es gibt."

Im Zentrum dieses Hobbys steht die Schule für mittelalterlichen Schwertschaukampf, kurz SSK, in Henstedt-Ulzburg. 2006 hatte sie den ersten Kursus an der Volkshochschule gestartet, inzwischen sind ihre Trainer in weiteren norddeutschen Städten aktiv: Pinneberg, Elmshorn, Flensburg, Bremen, Münster. Dort geben die SSK-Trainer ihr Wissen weiter und begeistern neue Kämpfer. 147 Aktive bilden inzwischen den Pool, aus dem sich die Besetzungen für Vorführungen bei Mittelaltermärkten, beim Wacken-Open-Air oder anderen Veranstaltungen rekrutieren.

Heiko Schulze, Jahrgang 1970, ist Inhaber der Schule. Er will den Schwertschaukampf ständig weiterentwickeln. Den Kampfausweis bekommt, wer bei einem 12-stündigen Wochenendkursus gelernt hat, wie Schläge ausgeteilt und pariert werden.

Am Ende muss der Prüfling seinen Trainer mit dem Schwert angreifen und darf dabei seinen Gegner nicht verletzen, auch wenn der beim Parieren Fehler macht. „Der Angreifer muss auf den anderen aufpassen", lautet Schulzes Grundregel. Mit dem Ausweis kann der Schaukämpfer ins Getümmel starten, seine potenziellen Gegner wissen, dass er mit der Waffe umgehen kann.

Nach dem Anfängerkurs geht es für Einige erst so richtig los. Nach einem halben Jahr leisten sie sich dann meistens das eigene maßgefertigte Schwert — Gewicht: rund zwei Kilo, Preis: 200 bis 300 Euro plus Lederscheide für 125 Euro. Dazu kommen Handschuhe und ein Zelt. Der harte Kern verbringt im Sommer alle 14 Tage ein Wochenende auf einem der mittlerweile vielen Mittelaltermärkte, wo die Schwertschaukämpfe vorgeführt werden. Historisch an mutende Kleidung ist Pflicht.

Verletzungen durch Schwerter gab es in den sechs Jahren seit dem ersten Kursus „so gut wie keine", betont Schaukämpfer Peter Pfeiffer. Eher verrenkt sich mal ein Kämpfer den Arm beim Abrollen. Für die Sicherheit sorgt neben der Ausbildung und Disziplin das Werkzeug: Die Schwerter und Dolche sind stumpf. Es geht nicht darum, jemanden zu verletzen, sondern: „Das scheppert und sieht gut aus, wenn der andere pariert", beschreibt Trainer Altepost das Wichtigste am Schaukampf.
www.schwertschaukampf.de


Wie mittelalterliche Kämpfe (Foto links) funktionieren, lehrt Heiko Schulze (Foto oben) in seiner Schwertkampfschule in Henstedt-Ulzburg. Im Gegensatz zu früher sind heute auch Frauen dabei.


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